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ElektroG und WEEE: Das müssen Unternehmen im Onlinehandel beachten

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Die zunehmende Digitalisierung und der Onlinehandel führen dazu, dass immer mehr Elektro- und Elektronikgeräte über das Internet verkauft werden. Doch der Vertrieb dieser Produkte unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen. In Deutschland setzt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) die europäische WEEE-Richtlinie um, die die Rücknahme und Entsorgung von Elektroaltgeräten regelt. Unternehmen im E-Commerce müssen sicherstellen, dass sie die WEEE-Registrierungspflichten einhalten, um hohe Bußgelder und Abmahnungen zu vermeiden. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Produkte unter das Elektrogesetz fallen, welche Ausnahmen es gibt und welche Verpflichtungen für Händler bestehen.

ElektroG und WEEE: Grundlagen und Bedeutung für den Onlinehandel 

Was ist das ElektroG? 

Das ElektroG (Elektro- und Elektronikgerätegesetz) ist die deutsche Umsetzung der europäischen WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment Directive). Es regelt das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltgerechte Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten. Ziel des Gesetzes ist es, Elektroschrott zu minimieren, Ressourcen zu schonen und eine ordnungsgemäße Entsorgung sicherzustellen. 

Hersteller und Händler sind verpflichtet, sich bei der Stiftung Elektro-Altgeräte Register (stiftung EAR) zu registrieren und eine WEEE-Nummer zu beantragen, bevor sie Elektro- und Elektronikgeräte in Verkehr bringen. 

Was ist WEEE? 

Die WEEE-Richtlinie wurde von der EU eingeführt, um ein einheitliches System für das Recycling und die Entsorgung von Elektroaltgeräten zu schaffen. Jedes EU-Mitglied setzt die Richtlinie jedoch individuell um, sodass in jedem Land unterschiedliche Anforderungen bestehen. Unternehmen, die Elektrogeräte in anderen EU-Staaten verkaufen, müssen sich daher mit den jeweiligen nationalen Regelungen vertraut machen. Eine europaweit einheitliche WEEE-Registrierung gibt es nicht – jedes Land verlangt eine eigene Registrierung. 

Verpflichtungen für Onlinehändler 

Besonders Onlinehändler, die Elektro- und Elektronikgeräte in Deutschland oder innerhalb der EU verkaufen, müssen die Vorgaben des ElektroG und der WEEE-Direktive beachten. Dazu gehören unter anderem: 

  • WEEE-Registrierung: Unternehmen müssen ihre Geräte mit einer WEEE-Nummer bei der Stiftung EAR registrieren.
  • Kennzeichnungspflicht: Geräte müssen mit einem durchgestrichenen Mülleimer-Symbol versehen werden.
  • Meldung und Berichterstattung: Händler müssen regelmäßig über die in Verkehr gebrachten Mengen berichten.
  • Rücknahmepflichten: Bestimmte Händler müssen Altgeräte kostenfrei zurücknehmen und umweltgerecht entsorgen lassen. 

Welche Produkte fallen unter das ElektroG? 

Das ElektroG gilt für eine Vielzahl von Elektro- und Elektronikgeräten, die für ihren Betrieb elektrische Ströme oder elektromagnetische Felder nutzen. Die Einteilung erfolgt in sechs Gerätekategorien: 

  • Wärmeüberträger (z. B. Kühlschränke, Klimageräte, Heizungen)
  • Bildschirmgeräte (z. B. Monitore, Fernseher, Laptops)
  • Lampen (z. B. LED- und Energiesparlampen)
  • Großgeräte (z. B. Waschmaschinen, Elektroherde)
  • Kleingeräte (z. B. Staubsauger, Kaffeemaschinen, Smartphones)
  • PV-Module (Solarmodule)

Welche Produkte fallen nicht unter das Elektrogesetz? 

Nicht alle Produkte, die elektrische Funktionen haben, fallen unter das ElektroG.

Ausgenommen sind unter anderem: 
  • Bauteile und Komponenten, die kein eigenständiges Elektrogerät darstellen (z. B. Kabel als Meterware, Steckverbinder)
  • Gebrauchte Geräte, sofern sie bereits ordnungsgemäß registriert waren und weiterverkauft werden
  • Industriegeräte, die speziell für industrielle Anwendungen konzipiert sind und nicht in Haushalten genutzt werden 

Besondere Vorsicht ist geboten, da sich die Einstufung in verschiedenen EU-Ländern unterscheiden kann. Ein Produkt, das in Deutschland nicht registrierungspflichtig ist, kann in einem anderen EU-Staat unter die WEEE-Pflicht fallen. 

WEEE-Registrierung in Deutschland und der EU 

Um Elektrogeräte in Deutschland zu vertreiben, ist eine WEEE-Registrierung bei der Stiftung EAR erforderlich. Unternehmen erhalten eine WEEE-Nummer, die sie im Geschäftsverkehr ausweisen müssen. Die Registrierung erfolgt für jede Produktkategorie separat und erfordert detaillierte Angaben zu den in Verkehr gebrachten Geräten. 

Herausforderungen der WEEE-Registrierung im Ausland 

Da die WEEE-Richtlinie in jedem EU-Staat individuell umgesetzt wird, müssen Händler, die international verkaufen, in jedem Land eine separate Registrierung durchführen. Besonders beim grenzüberschreitenden Onlinehandel ist dies eine Herausforderung: 

  • Keine zentrale EU-weite WEEE-Registrierung – jedes Land hat eigene Anforderungen
  • Unterschiedliche Kategorien und Vorschriften – ein Produkt kann in einem Land als registrierungspflichtig gelten, in einem anderen nicht
  • Hohe Kosten für Registrierung und Rücknahmesysteme – Händler müssen die lokalen Systeme nutzen und Gebühren zahlen 

Viele Unternehmen setzen daher auf spezialisierte Dienstleister, die die WEEE-Registrierungen in verschiedenen Ländern verwalten. 

Rücknahmepflichten für Händler 

Händler mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 m² (Onlinehändler: Lagerfläche) sind verpflichtet, Altgeräte kostenlos zurückzunehmen. 

Es gibt zwei Arten der Rücknahme: 

  1. 1:1-Rücknahme – Wenn ein Kunde ein neues Elektrogerät kauft, muss der Händler das alte, gleichartige Gerät kostenlos zurücknehmen. 

  1. 0:1-Rücknahme – Händler müssen kleine Elektrogeräte (max. 25 cm) kostenlos annehmen, auch ohne Neukauf. 

Onlinehändler müssen eine kostenlose Abholung für bestimmte Gerätekategorien anbieten. Ein bloßer Verweis auf öffentliche Sammelstellen reicht nicht aus. 

Strafen bei Verstößen gegen das ElektroG und WEEE 

Unternehmen, die gegen das ElektroG oder die WEEE-Richtlinie verstoßen, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Dazu gehören: 

  • Bußgelder bis zu 100.000 Euro für fehlende oder fehlerhafte Registrierung
  • Abmahnungen und Unterlassungsklagen durch Wettbewerber
  • Verkaufsverbote auf Marktplätzen (z. B. Amazon, eBay verlangen WEEE-Konformität) 

Seit dem 1. Juli 2023 müssen Marktplatzbetreiber sicherstellen, dass Verkäufer eine gültige WEEE-Nummer besitzen. Fehlende Registrierungen können zur Sperrung des Händlerkontos führen. 

Häufig gestellte Fragen 

Welche Produkte fallen unter das Elektrogesetz? 

Elektro- und Elektronikgeräte, die elektrische Ströme oder elektromagnetische Felder nutzen, darunter Haushaltsgeräte, IT-Geräte, Beleuchtung, Bildschirme, Wärmeüberträger und Photovoltaikmodule. 

Was fällt nicht unter das Elektrogesetz? 

Bauteile ohne eigenständige Funktion, Meterware-Kabel, gebrauchte registrierte Geräte, industrielle Spezialgeräte und bestimmte passive Komponenten. 

Welche Geräte fallen unter WEEE? 

Die Einstufung variiert je nach Land, umfasst jedoch meist Haushalts- und Gewerbegeräte, IT-Equipment, Bildschirme, Leuchten, große und kleine Haushaltsgeräte sowie PV-Module.